Über uns

Die Husumer Filmtage stellen ein Schaufenster für schleswig-holsteinische Filme dar. Es werden überwiegend Filme gezeigt, die im Land produziert, gefördert oder mit Schleswig-Holsteinern gedreht worden sind. Dieser Landesbezug wird mit einem eigenen Fenster „Schleswig-Holstein im Film“ gepflegt.
„Neuer Deutscher Film“ ist ein weiterer Strang. Dabei achten die Kuratoren auf pädagogisch wertvolle Inhalte. Auf Filme eben, die nicht im normalen Kinoprogramm laufen. Viele dieser aktuellen Produktionen behandeln gesellschaftlich relevante Themen und sind preisgekrönt worden.
Jedes Jahr widmen sich die Filmtage in ihrem Schwerpunktthema einem Leitmotiv, das entweder ein Sachthema ist oder zu Ehren einer Person mit einer Werkschau im Programm zum Ausdruck kommt. Diskussionen zum Leitmotiv und Werkstattgespräche mit Künstlern finden regelmäßig statt, ebenfalls Sondervorführungen für Schulklassen. Einen Wettbewerb um Preise gibt es nicht.
Kuratoren:
Hans-Peter Schweger, Sprecher des Kuratoriums
Stephan Hartung, Betreiber des Kino-Center Husum
Max-Peter Heyne, Filmjournalist und Pressesprecher MFG Baden-Württemberg
Eszter Lovas, Programmbereichsleiterin für Kulturelle Bildung, vhs Husum

info@husumer-filmtage.de

Geschichte der Filmtage

„Husum – Hollywood des Nordens“, so betitelte die Flensborg Avis am 1.10.1986 die ersten Husumer Filmtage. Reichlich übertrieben für eine Schlagzeile, waren doch die Ansprüche wesentlich bescheidener. Schleswig-Holsteinische Filmkultur einem breiteren Publikum ins Bewusstsein zu heben, war das erklärte Ziel von Werner Ringkamp (damals Volkshochschuldirektor) und seinen Mitstreitern Hans-Lorenz Hartung (Kinoinhaber), Dr. Michael Heinrichs (Fachbereichsleiter, vhs Husum), Horst Kruse und Joachim Steffen (Stiftung Schleswig-Holsteinische Cinémathèque).
Da es in Schleswig-Holstein nie eine ausgewiesene Filmproduktionsstätte gab, blieb den Protagonisten nur nach Autoren, Schauspielern und Filmschaffenden mit Schleswig-Holstein-Bezug Ausschau zu halten. Manchmal war es auch der Drehort im Norden, der Kriterium für die Filmauswahl war. Immerhin wurden die ersten Filmtage, die im Rahmen der Landeskulturwochen vom 11. bis 24.9.1986 in Trägerschaft der Volkshochschule Husum stattfanden, von über 2.000 Menschen besucht. Ein Erfolg, der zum Weitermachen motivierte – ja, ein jährlich wiederkehrendes Filmfestival sollte daraus werden. Trotz der weit verbreiteten Skepsis und vieler Bedenkenträger – denn es gab damals schon die etablierten und renommierten „Nordischen Filmtage“ in Lübeck mit anderem Schwerpunkt zwar (Filme aus Skandinavien und dem Baltikum) –, sind die Husumer Filmtage zu einem viel beachteten Ereignis im Kulturkalender des Landes geworden.
Leinwandadaptionen Theodor Stormscher Dichtung haben des Öfteren den Schwerpunkt gebildet, so auch 1988, als sogar eigens wegen des 100. Todestages des Dichters eine Delegation mit Filmschaffenden (u.a. Klaus Gendries) aus der damaligen DDR zu Besuch kam. „Husum – nicht grau, sondern eine Medienstadt am Meer“ war damals eine Schlagzeile in der überregionalen Presse. Ab 1992 war ein Wandel bei den Programmmachern feststellbar: Der Schleswig-Holstein-Bezug war nicht mehr als kategorischer Anspruch durchzuhalten. Literaturverfilmungen bildeten, nicht zuletzt wegen der positiven Erfahrungen mit Storm, fortan einen wesentlichen Bestandteil der Husumer Filmtage.
Beispiele hierfür sind Fontane (1993), Büchner (1994), Shakespeare (1995), Mozart (1998), Goethe (1999), Kästner (1999). Im Jahre 1996 war wieder einmal Theodor Storm das Schwerpunktthema. In Zusammenarbeit mit dem zeitgleich stattfindenden Symposion der Theodor-Storm-Gesellschaft wurde das bisher erfolgreichste Ergebnis mit 2.785 Besuchern erreicht. Neben dem eigentlichen Schwerpunktthema bekam ab Mitte der 90er auch der Neue Deutsche Film einen festen Platz im Programm. Zumeist Filme, die noch keinen Verleih hatten, später sogar immer öfter Previews. Mit dem Film „Lola rennt“ von Tom Tykwer gelang es 1998 völlig unerwartet das Rekordergebnis einer einzelnen Vorstellung mit 359 Zuschauern zu erzielen, später als der Film offiziell in die Kinos kam, konnte man ihn monatelang in den Charts wiederfinden.
Was zeichnet nun dieses kleine Festival aus? Zunächst ist da das Husumer Kinopublikum, das sich wie auch das moderne und doch familiär geführte Husumer Kino-Center besonders abhebt, wenn man die Szene vergleichbarer Städte betrachtet. Die Programme weisen oftmals eine gewisse Präferenz für den Stummfilm (mit Klavierbegleitung) aus. Sehr viele, auch verschollen geglaubte, Filme sind in Husum erstmals wiederaufgeführt worden. Die „Special Night“ (von Samstag auf Sonntag) hatte zeitweise, seit Lotti Huber auf der Kinobühne tanzte (1988), einen Kultstatus. Ein spezielles Angebot für Kinder, ob als Kindermatinee am Sonntag oder als nachmittägliche Reihe, war und ist ein weiteres besonderes Merkmal der Husumer Filmtage. Gespräche zwischen den geladenen Filmschaffenden und Schüler*innen, Schulvorführungen sowie Verlosungsaktionen für Schulklassen ergänzen bis heute die Palette.
Auch das Kuratorium veränderte sich im Laufe der Jahre: Der Medienwissenschaftler Dr. Michael Heinrichs verließ das Kuratorium bereits nach drei Jahren erfolgreicher Mitarbeit. Der Gründervater Werner Ringkamp schied 1992 aus, als er Mitglied des Deutschen Bundestags wurde. Für ihn kam Hans-Peter Schweger als damals neuer Leiter der vhs Husum in das Kuratorium. Ebenfalls aus beruflichen Gründen hat Horst Kruse, Filmarchivar aus Hamburg, 1999 seine aktive Mitarbeit eingestellt. Über 11 Jahre waren Hans-Peter Schweger und die beiden Gründungsmitglieder Hans-Lorenz Hartung und Joachim Steffen die alleinigen Kuratoren. Stephan Hartung kam 2011 dazu. Hans Lorenz Hartung hat sich dann 2013 zurückgezogen, zeitgleich ist Filmjournalist Max-Peter Heyne als Kurator dazugekommen. Joachim Steffen verstarb 2019. Im gleichen Jahr begann die aktive Mitarbeit von Eszter Lovas, Programmbereichsleiterin an der vhs Husum. Die Volkshochschule Husum ist seit 1986 Trägerin der Husumer Filmtage.
Von Jahr zu Jahr beschäftigten sich die Kuratoriumsmitglieder immer aufs Neue mit den Fragen: Was soll dem Publikum dieses Mal gezeigt werden? Welchen Schwerpunkt setzen wir? Wo gibt es diesen oder jenen Film? Wer soll eingeladen werden? Aber auch: Woher bekommt man das Geld für die Finanzierung? Und nicht zuletzt: Soll es die Filmtage auch im nächsten Jahr wieder geben? „Wir haben gern weitergemacht – aus Liebe zum Kino und dem besonderen Film“, so die einhellige Antwort des Kuratoriums. Geschadet hat es der Husumer Kulturlandschaft nicht!